Nach unserer Fahrradtour rund um Mandalay haben wir eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sich ein Fahrradfahrer bei der Tour de France fühlen muss. Nicht nur, dass bei 36 Grad Celsius die Anstiege ziemlich anstrengend sind. Unsere Strecke war auch gesäumt von grüßenden Fans und unser Begleitfahrzeug bestens ausgerüstet. Da Sandar wegen eines Unfalls vor ein paar Monaten noch nicht wieder Fahrradfahren darf, begleiteten sie und ein Fahrer uns mit einem Light-Truck. Außerdem hatte sie uns ohnehin nicht geglaubt, dass wir die 40 Kilometer von Mingun bis Amarapura tatsächlich schaffen würden. Aber wir waren auf der Tour so mit Winken und Abklatschen beschäftigt, dass uns die Temperatur fast egal war. Offenbar kommen nicht jeden Tag komische hellhäutige Menschen auf dem Fahrrad durch die Dörfer. Umso beeindruckter sind wir über die Herzlichkeit der Menschen, die uns hier begegnet. Sich als Einheimischer zu tarnen gelingt nicht mal den Touristen, die sich mit einem Longyi verkleiden oder Thanaka-Paste auftragen. Denn die helle Hautfarbe – ein absolutes Schönheitsideal hier in Myanmar – verrät einen auf jeden Fall. Doch während man sich als Ausländer in Deutschland im Moment vielleicht eher unwohl fühlt, bekommen wir hier ständig Komplimente, werden um gemeinsame Fotos gebeten und wurden gar bei einer Novizen-Zeremonie zum Essen eingeladen. Der Bohnenkuchen war äußerst lecker, genauso wie das Essen in einem Shan-Curry-Restaurant in Mandalay, in welchem wir weit und breit die einzigen Touristen waren.
Ebenso wie das Essen beeindruckte uns einmal wieder die Handwerkskunst in Myanmar. In Amarapura besuchten wir eine Weberei, in welcher die traditionellen Satin-Longyis und Blusen für Zeremonien noch von Hand gewebt werden. Auch wenn der Longyi erst während der Kolonialzeit in Burma Verbreitung fand, könnte man stundenlang die verschiedenen Farben und Muster der Longyis bei den Einheimischen studieren. Ein weiteres Highlight unseres Aufenthaltes war die Zugfahrt von Pyin Oo Lwin nach Mandalay, wofür wir beinahe keine Tickets bekommen hätten, da an dem Tag ein großes Hindu-Fest in Pyin Oo Lwin stattfand. Es hat dann aber doch geklappt und wir saßen aufgeregt auf unseren Holzbänken. Natürlich wurden wir von allen genauestens beobachtet – die Einheimischen konnten wohl nicht richtig nachvollziehen, warum man sich eine solche Fahrt von fünf Stunden antut, wenn man sich auch ein Auto mit Fahrer leisten kann. Aber auch hier waren alle wieder sehr nett zu uns – wir wurden sofort gerufen, als die Lok angehängt wurde und ein Mönch hat sichergestellt, dass wir uns beim Ankoppeln auch wirklich festhalten. Die Atmosphäre im Zug lässt sich nur sehr schwer beschreiben – viele Reisende haben große Säcke mit Waren dabei und bei den langen Aufenthalten an “großen” Bahnhöfen (d.h. größer als ein Kuhdorf) verkaufen Frauen an den Fenstern Essen und Getränke. Müde aber voll mit vielen tollen Eindrücken kehren wir gegen 22.45 Uhr nach Mandalay zurück – wo wir dann doch froh sind, dass unser Fahrer mit einer Cola auf uns wartet und uns schnell zum Hotel zurückbringt.