Privatreisen sind nach unserem bisherigen Verständnis etwas für Leute, welche zum Backpacking einfach zu alt sind. Ergo – entweder ist diese Annahme falsch oder wir sind tatsächlich zu alt zum Backpacking. Nach dem Langstreckenflug nach Bangkok und dem kurzen Anschlussflug nach Yangon ist man aber eigentlich ganz froh, wenn man vom Flughafen abgeholt wird. Auch für unsere Tour Guide Sandar ist die Situation neu, wie sie uns später erzählt – ihre bisherigen Gäste seien deutlich älter gewesen als wir. Junge Gäste können jedoch auch eine Herausforderung sein: Nur fünf Minuten nach unserem Kennenlernen macht sich Alex selbständig, was Sandar mit einem SEHR besorgten “Wo geht er hin?” kommentiert. Die Sorge, dass wir jetzt für zwei Wochen sämtliche Freiheit eingebüßt haben, ist allerdings unbegründet, den übrigen Tag ist kein Programm geplant und wir dürfen ganz allein die spannende Kolonialarchitektur von Yangon erkunden. Tatsächlich gibt es so viel zu sehen, dass man aufpassen muss, beim Laufen nicht in eines der mannstiefen Löcher im Bürgersteig zu fallen. Zudem wird der Bürgersteig fast vollständig von Streetfood-Ständen und kleinen Händlern belagert, welche – je nach Straße – Kleidung, Bücher oder kopierte DVDs verkaufen. Erste kleine Geschenke für die Daheimgebliebenen finden wir in dem kleinen Fairtrade-Laden Pomelo, der zwar in jedem Reiseführer zu finden, in Yangon aber trotzdem einzigartig ist.
Nach der vielen weltlichen Architektur galt der zweite Tag heute den religiösen Sehenswürdigkeiten Yangons – den Pagoden. Und hier zeigt sich der Vorteil einer Privatreise: Dank Sandar und unserem Fahrer schafft man sehr viel mehr Pagoden als alleine – schon, weil wir unsere Schuhe oft gleich direkt im Auto lassen konnten. Nach Sule Pagode und Botataung Pagode ging es zum – leider sehr touristischen – Bogyoke Markt. Unser besonderes Highlight hier waren die angebotenen Stoffe, in welche unter anderem die Aufschrift “Sample text here” eingewebt wurde – ob bewusst oder nur ungeschickt übersetzt… wer weiß.
Im Nationalmuseum lernten wir viel über die burmesische Geschichte, wobei ein wenig mehr Wissen über die asiatische Kolonialgeschichte durchaus hilfreich gewesen wäre (eine Anregung für den leicht überarbeitungsbedürftigen Schullehrplan). Nach einem leckeren Essen in einem überdachten Imbiss besichtigten wir noch drei weitere Pagoden – die Nga Htat Gyi Pagode mit einem sechs-Stockwerke-hohen Buddha, die Chauk Htat Gyi Pagode mit einem 66m langen liegenden Buddha und schließlich das Nationalheiligtum, die Schwedagon-Pagode, wo wir die verbleibende Zeit bis zum Sonnenuntergang verbrachten. Morgen geht es weiter nach Bagan, wo wir dann das Verkehrsmittel wechseln werden: auf Mountainbikes. Sandar macht sich schon eifrig Sorgen, ob die armen Europäer wirklich bei der Hitze Fahrrad fahren wollen, aber wir sind wild entschlossen…