Von Humlebaek nach Mölle

Wir sitzen gerade in dem kleinen Café Flickorna Lundgren und probieren die Vanille-Herzen, die schon dem schwedischen König so sehr mundeten – sehr zu Recht wie wir finden. Draußen regnet es, aber in dem gemütlichen zum Café umgestalteten Gewächshaus lässt es sich gut leben. Vor allem weil wir beide Dank unseres Busses trocken sind – bei dem Wetter der vergangenen Tage keine Selbstverständlichkeit. Die erste Station unserer Reise war vor einigen Tagen der kleine Ort Humblebaek nördlich von Kopenhagen. Dort befindet sich die Louisiana – das wohl bedeutendste Museum für moderne Kunst in Dänemark. Das Museum lockte nicht nur mit einer Jeff-Wall-Ausstellung, sondern auch mit einem tollen Skulpturenpark mit Werken von Jean Arp bis Alexander Calder. Nach dem Museumsbesuch und einem Fahrradausflug zum Schloss Fredensborg rundeten wir den Tag mit einem Essen im Restaurant Sletten ab – statt Vorspeise und Hauptgang gibt es dort viele kleine Gerichte, wovon man drei bis fünf probieren kann. Gestern ging es dann über die Öresundbrücke weiter nach Malmö. Die lebendige kleine Stadt lässt sich ganz prima mit dem Fahrrad erkunden und ist nach unserem Dafürhalten zu Recht für ihre kulinarischen Leistungen bekannt. So ließen wir es uns im Salt & Brygga mit Blick auf die Öresundbrücke sehr gut schmecken. Wir sind gespannt, wohin es als nächstes geht und holen uns einstweilen noch einige der leckeren Vanille-Herzen und etwas von dem hausgemachten Rhabarbersaft.

Bauhaus Dessau

Die zweite Tour mit unserem Bus führte uns in die Bauhausstadt Dessau. Warum gerade Dessau? Ganz einfach: Bei verregneten Aussichten im Süden versprach der Wetterbericht für die nördliche Hälfte Deutschlands gutes Wetter. Der große Luxus, wenn man sein Hotelzimmer immer dabei hat! Dieses haben wir in den beiden Nächten auf einem schönen Naturzeltplatz in der Dübener Heide geparkt, von welchem aus wir dann die Umgebung – und insbesondere die Bauhausgebäude in Dessau – erkundet haben. Die Kunstschule Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und zog 1925 nach Dessau. Grund für den Umzug war ein Wechsel der Machtverhältnisse im Thüringer Landtag und die damit verbundene Etat-Kürzung für das Bauhaus. Und erneut die Frage: Warum gerade Dessau? Die Stadt lockte mit der Finanzierung eines Schulgebäudes und auch der dort ansässige Flugzeugbauer Hugo Junkers versprach finanzielle Förderung. So entstanden in Dessau zahlreiche Bauhausgebäude – angefangen von der Bauhaus-Schule bis hin zu den Meisterhäusern, in welchen unter anderen Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Paul Klee und Wassily Kandinsky gewohnt haben. Wie es mit dem Bauhaus weiterging? – Das darf jeder selbst herausfinden. Die Stiftung Bauhaus bietet spannende Führungen im Haupthaus und den Meisterhäusern an, welche einem die spannende Geschichte um die berühmte Schule auf leichte Art näherbringen.

Kammer / Kammer

Solltet Ihr das Wort Ballett bisher nur mit “Schwanensee” und “Nussknacker” verbunden haben, können wir einen Besuch der Forsythe Company nur empfehlen. Das Ballett-Ensemble wurde 2005 vom Choreographen William Forsythe aus dem früheren Frankfurter Ballett heraus gegründet. Seitdem spielt The Forsythe Company im Bockenheimer Depot in Frankfurt und im Festspielhaus Hellerau in Dresden. Zum Ende der Spielzeit wird William Forsythe die künstlerische Leitung für das Ensemble abgeben. Dies war ein Grund mehr, sich das Stück “Kammer / Kammer” anzusehen, welches nach seiner Premiere im Jahr 2000 nun wieder aufgenommen wurde. Ein beeindruckender und besonders kurzweiliger Abend, der zunächst eher an ein Theaterstück denn eine Ballettaufführung erinnerte. Trotz der kurzweiligen Rahmenhandlung – präsentiert Antony “Tony” Rizzi und Dana Caspersen – kam der Tanz nicht zu kurz. Die Beweglichkeit auf der einen sowie die Körperspannung auf der anderen Seite waren enorm beeindruckend. Naturgemäß lässt sich das nur schwer beschreiben – daher unbedingt selber anschauen. Wir sind gespannt auf die neue Saison!

Grüsse und Küsse an alle – Frankfurt liest ein Buch

Von dem Lesefestival “Frankfurt liest ein Buch” (www.frankfurt-liest-ein-buch.de) habe ich zum ersten Mal gehört, als ich 2010 meine Verwaltungsstation in der Deutschen Nationalbibliothek absolvierte. Es war das erste Jahr dieser Aktion und gelesen wurde das Buch Kaiserhofstraße 12 von Valentin Senger. Ich fand das Buch damals in der Teeküche meiner Abteilung mit dem Vermerk, dass jeder das Buch lesen könne und es anschließend wieder in die Küche zurücklegen solle. Auf diese Weise nahm ich zum ersten Mal an dem Lesefestival teil. Dieses Jahr findet “Frankfurt liest ein Buch” nun schon zum sechsten Mal statt und die Wahl der Initiatoren fiel auf Grüße und Küsse an alle – Die Geschichte der Familie von Anne Frank. Dank schneller Reaktion auf den Newsletter der Deutschen Nationalbibliothek hatte ich Karten für die Eröffnungsveranstaltung ergattert, bei welcher insgesamt neun Vortragende – darunter verschiedene Schauspieler, der Intendant der Oper Frankfurt sowie eine Schülerin – Ausschnitte aus dem Buch lasen. Das Buch schrieb Miriam Pressler in enger Zusammenarbeit mit Gerti Elias auf Basis des umfassenden Nachlasses der Familie, welcher vor wenigen Jahren auf dem Dachboden des Elternhauses von Buddy Elias – Cousin von Anne Frank – gefunden wurde. Bei der Lesung wurden verschiedene Kapitel aus dem Buch gelesen – die Schilderungen reichten von den Ururgroßeltern Anne Franks bis hin zu ihrer Tante Helene “Leni” Elias. Zum Ende der Lesung trug die Autorin selbst den Epilog des Buches vor, bevor Gerti Elias einige Worte an das Frankfurter Publikum richtete. Eigentlich hätte ihr Mann – Buddy Elias – dort auf der Bühne stehen sollen. Doch nachdem Buddy Elias vor wenigen Wochen im Alter von 89 Jahren plötzlich verstorben war, musste Gerti Elias diesen letzten Abschnitt ihrer gemeinsamen Reise in die Geschichte der Familie allein antreten. Damit schließt sich der Kreis um die Familie von Anne Frank, deren Geschichte vor vielen Generationen in der Judengasse in Frankfurt begann. Nicht nur die Worte von Gerti Elias, sondern auch die verschiedenen Kapitel aus dem Buch waren sehr bewegend. Daher nicht nur eine Empfehlung für die Frankfurter, sondern für alle!

Zuhause steht die Waschmaschine

Die meisten unserer gemeinsamen Entscheidungen treffen wir sehr schnell. Wollen wir zusammen einen Blog veröffentlichen? Ja, machen wir. Fertig. Das war vor wenigen Wochen. Auf einer Autofahrt nach Dresden. Autofahrten sind für uns kleine Auszeiten – Zeit für lange Gespräche, Podcasts, Hörbücher und Ideensammlungen. Worüber wir schreiben wollen, war uns ebenso schnell klar: Alles was uns bewegt und was wir teilen wollen. Dazu gehören vor allem unsere Reisen, für welche vor zwei Monaten ein neues Verkehrsmittel hinzugekommen ist: unser VW-Bus. Unsere erste Reise mit dem Bus wollen wir zum Anlass nehmen, um mit unserem Blog zu starten:

Das Ziel unserer Reise war ein kleines Klettergebiet in der Provence Verte. Mehr als 1000 Kilometer gen Süden. Grund genug für einen Zwischenstopp, welchen wir mit einem Besuch bei Laurence und Freddie in Annecy verbinden konnten. Die kleine Stadt liegt malerisch kurz hinter der Schweiz-Französischen Grenze am Lac d’Annecy im Departement Haute-Savoie. Nicht wegzudenken aus der Cuisine Savoyarde ist der Käse: Reblochon, Tomme de Savoie und – natürlich – der Raclette-Käse. Daher entführten uns unsere Gastgeber an diesem Abend zum Mamie Lise mit ihren beeindruckenden Raclette-Öfen. Wer Raclette bisher mit stundenlangem Warten auf das Flüssigwerden des Käses verbunden hat, wird dort vor Staunen kaum zum Essen kommen. In den kleinen Öfen, die an den Platz gebracht werden, ist der Käse in Sekunden fertig. Grandios. Und zum Nachtisch gab es Crème Brûlée flambée à Génépi (www.mamie-lise.com). Vielen Dank an Laurence und Freddie für dieses Geschmackserlebnis!

Nota bene: Zum Käse kaufen unbedingt zur Kooperative Le Farto de Thônes etwas außerhalb fahren (www.reblochon-thones.com).

Am nächsten Tag fuhren wir noch ein paar Stunden weiter nach Süden in das “Village Bio” Correns. Das Dorf hat knapp 1000 Einwohner und liegt an dem kleinen Flüsschen Argens. Man fühlt sich sofort herzlich willkommen – auf der Straße wird jeder gegrüßt und in der Boulangerie oder dem kleinen Lebensmittelladen könnte man stundenlang den Gesprächen der Einheimischen zuhören. Auch im einzigen Restaurant – der Auberge de Correns waren außer uns nicht viele Touristen anzutreffen (www.aubergedecorrens.fr). Besonders angetan hat es uns dort die perfekt gebratene Entenbrust mit Kartoffelpüree. An der Küchentür die folgende Aufschrift: “LA VIE EST COURTE – PRENEZ UN DESSERT”. Dem ist nichts hinzuzufügen!

Die folgenden Tage verbrachten wir entweder am Fels oder auf dem Fahrrad – eine Radtour führte uns nach Carcès, Cotignac und Pontevès. Es ist eine wunderschöne Gegend und einen so tollen Bach für Rindenboote haben wir lange nicht gesehen. Mitgebracht haben wir uns eine Flasche Olivenöl “Fée de l’huile” und Wein von der Domaine des Aspras.

Auf dem Rückweg führte unsere Route über Lyon, wo uns Steffie und Guillaume zum Familientreffen empfingen. Nach einer kleinen Fahrradtour durch Lyon gab es auch hier jede Menge Käse und andere Leckereien. Guillaume beantwortet uns jede Menge Fragen zum Thema Wein und nach einem Frühstück mit einem “Omelette à la Steffi” ging es wieder zurück in den VW-Bus und nach Hause. Wäsche waschen.